Handelspartner des Monats
Montezuma / Kolumbien
Fairer Handel heißt, sich gut kennen. Jeden Monat rücken wir daher eine, von unseren vielen Handelsparterschaften in den Fokus. Denn hinter jedem Produkt stehen Menschen, mit ihren Geschichten. Wir machen sie sichtbar und zeigen Dir, wer Deine fairen Produkte fertigt.
Handgeflochtene Panamahüte aus Kolumbien
Montezuma und das Traditionshandwerk aus Sandoná
Die Familie von Ivan Montezuma ist schon in der vierten Generation in Sandoná (ca. 850km südwestlich von Kolumbiens Hauptstadt Bogotá entfernt an der Grenze zu Ecuador) ansässig und im Kunsthandwerksbereich tätig. Ivans Mutter America Montezuma hat das Flechten von ihrer Mutter gelernt und das Handwerk an Kinder und Enkelkinder weitergegeben. Ivan gründete sein Unternehmen 1985. Die selbstgeflochtenen Hüte verkauften sie zunächst nur auf lokalen Märkten. Am Anfang liefen die Geschäfte eher schleppend. Doch seitdem Ivans Tochter Aide mitgeholfen hat, das Unternehmen auszubauen und sie 2005 Partner einer Vermarktungsorganisation für fair gehandelte Produkte wurden, konnten die Mengen und Verkäufe gesteigert werden. Seither wurden die Hüte auch nach Europa und in die USA exportiert. In den vergangenen Jahren wurden neue Farben ins Sortiment aufgenommen und neue Designs entwickelt, was wiederum zu neuen Kunden führte. CONTIGO lernte Montezuma 2013 kennen und besuchte die Werkstatt auch vor Ort.
Das Ausgangsmaterial für die Hüte (Iracapalmen- und Toquilla-Stroh) wird von Montezuma eingekauft, eingefärbt, eingelagert und an die Kunsthandwerker und Werkstätten für die Produktion der Hüte verteilt. Montezuma arbeitet im Bezirk von Nariño, in der Gemeinde von Consaca, Linares und Sandoná mit verschiedenen Werkstätten und einigen Einzelflechtern zusammen. Je nach Auftragslage sind bis zu 30 Personen beschäftigt, die pro Stück bezahlt werden. Montezuma stellt das benötigte Material (gefärbtes Stroh – je nach Design -, Formen, Umfänge und andere Elemente) und bei Bedarf erhalten die Werkstätten eine Anzahlung, um mit der Produktion beginnen zu können. Er pflegt einen guten Kontakt zu den Handwerkenden und besucht sie mindestens einmal die Woche, um nach den Fortschritten der Bestellungen zu sehen und für Qualitätsprüfung und Rückfragen da zu sein.
Für die meisten Flechtenden ist diese Tätigkeit ein Nebenerwerb neben ihren eigentlichen Arbeiten in der Landwirtschaft (z.B. bei der Kaffeeernte), oder im Haushalt.
In Montezumas Hauptwerkstatt in Sandoná arbeiten 5 Vollzeit-Festangestellte, die überwiegend die angelieferten, halbfertigen Hüte aus den angegliederten Werkstätten fertig stellen, d.h. die Hüte werden in Form gepresst, teilweise müssen kleinere Näharbeiten vorgenommen werden und zum Schluss wird das Hutband angeklebt.
Die festangestellten Mitarbeiter erhalten einen Stücklohn, der sich nach der Qualität des Endprodukts, dem Design und der Größe richtet. Die Auszahlung findet einmal die Woche in bar statt. Der Verdienst stellt in der Region Sandoná für einen erfahrenen Kunsthandwerker ein gutes, durchschnittliches Einkommen dar. Im Monat kann ein Mitarbeiter ca. 20 Hüte fertig stellen.
Die Herstellung des Panamahuts
Die Kunst des Hutflechtens
Die Panamahüte werden auch heute noch zum größten Teil in Handarbeit aus den Blättern der Palma de Iraca hergestellt. Die Palma de Iraca wächst ausschließlich in den Tropen Lateinamerikas und wird neben der Hutproduktion auch für die Herstellung von Besen und Taschen verwendet. Heute werden die Pflanzen hauptsächlich auf Plantagen in Kolumbien, Ecuador und Bolivien angebaut.
Die Verarbeitung der Toquilla-Palme ist sehr nachhaltig, da nur die geernteten Blätter genutzt werden ohne die gesamte Palme zu fällen. Die lokal ansässige Pflanze kann über mehrere Jahrzehnte Blätter tragen.

Zur Herstellung der Panamahüte werden die Blätter per Hand in dünne Streifen geteilt und danach zum Trocknen an der Luft aufgehängt. Getrocknet haben sie einen beigen Farbton. Möchte man weiße Fasern erhalten, muss man sie vor dem Trocknen mehrere Stunden kochen, wodurch die Pflanze das Chlorophyll verliert. Naturtöne von Grün bis Dunkelbraun werden durch Färben mit Bestandteilen der Walnuss erreicht.

Das Flechten wird mit dem sogenannten Hutdeckel begonnen, was der schwierigste Teil des Prozesses ist. Die darauf folgenden Teile des Hutes können mit verschiedenen Mustern versehen werden. Wichtig beim Flechten der Hüte ist, dass sie regelmäßig mit Wasser benetzt werden, damit die Fasern flexibel bleiben. Wenn der Hut fertig geflochten ist, hat er eine einfache Runde Form.
Um daraus den typischen Panamahut zu machen, wird er mit Hilfe einer Aluminiumform in die richtige Form gepresst. Diese Hutpressen, die mit Menschenkraft und Gasdruck arbeiten, werden ausschließlich von Ivan und zwei weiteren Mitarbeitern in der Hauptwerkstatt bedient. Je nach Aufwendigkeit und Schwierigkeitsgrads des Musters kann die Herstellung eines Hutes bis zu 15 Tage dauern. Außer dem Pressen und Fertigstellen der Hüte werden alle Schritte in Heimarbeit oder von Flechtenden, die sich zu einer Kooperative zusammengeschlossen haben und in einer eigenen Werkstatt arbeiten, hergestellt. Das ermöglicht es Ivan – bei guter Auftragslage – bis zu 30 Flechterinnen mit Arbeit zu versorgen. Ivan selbst engagiert sich heute auch auf politischem Weg stark für den Erhalt der Handwerkskunst in der Region.

Die Geschichte des Panamahuts
Wie der Panamahut zu seinem Namen kam
Seinen Ursprung hat der Panamahut in Ecuador, wo er auch heute noch hauptsächlich hergestellt wird. Warum heißt er aber nun „Panamahut“, wenn er doch gar nicht aus Panama kommt? Dazu haben mehrere Ereignisse geführt. Zum einen durften im 19 Jahrhundert nur solche Waren direkt aus südamerikanischen Ländern in die USA importiert werden, an deren Produktion US-amerikanische Unternehmen beteiligt waren. Alle anderen Waren wurden über die zentrale Sammel- und Kontrollstelle in Panama importiert, wo sie mit dem Zollstempel aus Panama markiert wurden, unter anderem auch die Hüte aus Ecuador. Was dazu führte, dass sie „Panama Hat“ genannt wurden.
Zum anderen ist es die wohl bekannteste Geschichte rund um den Panamahut, die ihm seinen Namen verliehen hat. Beim Bau des Panamakanals zwischen 1905 und 1914 trugen die Arbeiter diese Hüte als Sonnenschutz. Auch US-Präsident Theodore Roosevelt wurde beim Besuch der Bauarbeiten 1906 mit einem solchen Hut fotografiert. Dieses Bild ging um die Welt und verfestigte endgültig den Namen Panamahut. Im spanischsprachigen Raum wird der Panamahut auch Jipijapa genannt, nach einer der ersten Städte, die diese Art von Hut herstellte.
