Handelspartner des Monats
Afrikiko / Kenia
Fairer Handel heißt, sich gut kennen. Jeden Monat rücken wir daher eine, von unseren vielen Handelsparterschaften in den Fokus. Denn hinter jedem Produkt stehen Menschen, mit ihren Geschichten. Wir machen sie sichtbar und zeigen Dir, wer Deine fairen Produkte fertigt.


Verlässlicher Arbeitgeber – seit über 30 Jahren
Afrikiko: Contigos Handelspartner der ersten Stunde
Die Erfolgsgeschichte von AFRIKIKO begann 1995, als der in Deutschland lebende Kenianer Muriuki Njeru von GTZ-Mitarbeitern (heute GIZ = Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) angesprochen wurde, ob er bei der erfolgversprechenden Einführung und Vermarktung von Figuren aus Speckstein auf dem deutschen Markt behilflich sein kann. Zu diesem Zweck gründete er mit seiner Frau Dagmar AFRIKIKO und nahm an verschiedenen Verbrauchermessen teil. CONTIGO war der erste Kunde für AFRIKIKO und ist heute nach wie vor ein wichtiger und regelmäßiger Abnehmer für die verschiedenen Specksteinsortimente. 2024 feierten CONTIGO und AFRIKIKO gemeinsam ihr Doppeljubiläum.
Das Specksteindorf Tabaka in Kenia
Die Verarbeitung des Specksteins - vom Abbau in den Steinbrüchen bis zu den fertigen Produkten - findet im 10.000 Einwohner Ort Tabaka in der Region Kisii im Südwesten Kenias statt und ist eine wichtige Einkommensquelle für die Bewohner. Waren 1996 in der Produktion 22 Handwerker/innen beschäftigt, sind es heute über 300, die ganzjährig von AFRIKIKO Arbeit erhalten und sich dadurch auf ein stabiles Einkommen für sich und ihre Familien verlassen können. Es wird fortlaufend an neuen, innovativen Designs sowie an Verbesserungen im Qualitätsmanagement und bei den Produktionsabläufen gearbeitet, um sich der zunehmenden lokalen Konkurrenz zu stellen und den internationalen Kundenwünschen gerecht zu werden. 100% der Produktion wird nach Europa, in die USA und nach Australien und Neuseeland exportiert.
Aktuell besteht das Team in Tabaka aus 6 festangestellten Mitarbeitern, die Aufträge an die Schnitzer, Graveure, Färber und an weitere Gruppen, die die fertigen Produkte waschen und schmirgeln, vergeben. Daneben kümmert sich das Team um die Produktentwicklung, Qualitätskontrolle, Lagerung und den Export. Sie erhalten monatliche Festgehälter sowie bezahlte Urlaubs- und Krankheitstage. Darüber hinaus werden Beiträge in die Krankenversicherung (NHIF) und in die Rentenversicherung (NSSF) eingezahlt. Die gut ausgebildeten Handwerker/innen, die rund um das Hauptgebäude in offenen Werkstätten arbeiten, werden pro Stück vergütet. Dieser Stücklohn richtet sich nach Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad des Produkts und ist für das Specksteinhandwerk überdurchschnittlich hoch. Bei guter Arbeit erhalten die Produktionsgruppen am Monatsende einen Bonus. Am Ende des Jahres wird zudem eine gewinnabhängige Beteiligung an alle Mitarbeiter (Angestellte und Handwerkende) gezahlt.
AFRIKIKO legt großen Wert auf die private Fürsorge in den Familien. Alle Handwerker/innen werden ermutigt, die kostenlose Basisversorgung in den örtlichen Krankenhäusern zu nutzen. Auch finden persönliche Belange Berücksichtigung bei der Arbeitseinteilung: Mütter mit Kindern können von zu Hause aus arbeiten – AFRIKIKO sorgt für die Lieferung und Abholung der Materialien. Geraten sie in eine persönliche Notlage (z.B. besondere Familienereignisse, plötzlicher Krankheitsfall, Schulgeldzahlung), können sie kurzfristig und unbürokratisch zinsfreie Darlehen beantragen.




















Frauenstärkung bei Afrikiko
Seit vielen Jahren setzen sich Dagmar und Muriuki - trotz zahlreicher Proteste männlicher Mitarbeiter - für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen in Tabaka ein. Frauen wurden im Gravieren ausgebildet (dauert bis zu sechs Monate) und sie konnten durch ihre perfektionistische Arbeitsweise die Qualität und Komplexität der Gravuren verbessern. Mittlerweile wird auch die Qualitätskontrolle der Endprodukte hauptsächlich von Frauen durchgeführt.
Die Produktionsschritte
Das Specksteinhandwerk
Die Verarbeitung von Speckstein umfasst mehrere Schritte, die von der Gewinnung des Rohmaterials bis zur Fertigstellung des Endprodukts reichen. Die Arbeit mit Speckstein erfordert sowohl handwerkliches Geschick, räumliches Denken als auch Geduld, da der Stein zwar relativ weich ist, aber trotzdem sorgfältig bearbeitet werden muss. Im Folgenden sind die wichtigsten Produktionsschritte bei der Verarbeitung von Speckstein aufgeführt.
1. Abbau des Specksteins: Der Speckstein wird in Steinbrüchen abgebaut. Dies geschieht oft durch manuelle Arbeit mit einfachen Handwerkzeugen wie Hämmern und Meißeln. Anschließend werden die Felsbrocken in größere Blöcke gebrochen oder mit einer Säge bearbeitet. AFRIKIKO betreibt direkt an den unterschiedlichen Steinbrüchen überdachte Unterstände, unter denen die Schnitzer den Stein bearbeiten.
2. Grobschnitt und Formgebung: Der erste Schritt in der eigentlichen Bearbeitung des Specksteins ist der Grobschnitt, bei dem mit großen Werkzeugen, z.B. einer Machete, die Grundform des geplanten Objekts herausgearbeitet wird. In diesem Schritt wird überschüssiges Material entfernt, und die grobe Silhouette des Produkts, wie etwa einer Skulptur, entsteht.

3. Feinschliff und Detailarbeit: Sobald die grobe Form fertig ist, folgt der Feinschliff. Dieser Schritt erfordert mehr Präzision und Handarbeit. Der Kunsthandwerker arbeitet mit kleineren Meißeln, Feilen, Messern und Schleifpapier, um die Details der Form zu verfeinern. Bei Skulpturen können hier Feinheiten wie Gesichtszüge, Texturen oder andere spezifische Details herausgearbeitet werden.
4. Schleifen und Glätten: Die dann noch leicht kantigen Figuren werden mit Schleifpapier von immer feinerer Körnung nass glatt geschliffen. Während das Schnitzen traditionell eher Männerarbeit ist, wird das Nass-Schleifen bei AFRIKIKO ausschließlich von Frauen ausgeführt.
5. Farbbehandlung & Trocknung: Auch wenn der natürliche Farbton des Specksteins seinen Charme hat, lebt das Sortiment durch die Möglichkeit, ihn in verschiedenen Farben oberflächlich zu kolorieren (ganz durchfärben lässt sich der Stein nicht). Bei AFRIKIKO gibt es einen Färbemeister, der die von Kunden bestellten Farben im richtigen Ton anmischt. Bei den Farben handelt es sich um geprüfte Textilfarben aus der Schweiz. Diese werden in flüssiger Form mit Watte aufgetragen. Die noch feuchten Produkte, ob gefärbt oder naturbelassen, werden in der Sonne getrocknet, bevor sie weiter verarbeitet werden.

Die Endfertigung
6. Polieren: Um dem Speckstein seinen typischen Glanz zu verleihen, werden die Produkte mit Steinwachs versiegelt und mit Sisalwolle poliert. Dieser Prozess intensiviert die natürliche Farbe und das Aussehen des Steins und bringt die Feinheiten der Oberfläche zur Geltung.
7. Endbearbeitung und Details: Die filigrane Arbeit der sogenannten Carver und Designer, die die Muster, Gravuren und Wörter in die Steinobjekte einritzen, kann vor oder nach dem Polieren ausgeführt werden, je nachdem, ob man rein-weiße Linien erhalten möchte oder nicht.
