Handelspartner des Monats
Shirbandi / Nepal
Fairer Handel heißt, sich gut kennen. Jeden Monat rücken wir daher eine, von unseren vielen Handelsparterschaften in den Fokus. Denn hinter jedem Produkt stehen Menschen, mit ihren Geschichten. Wir machen sie sichtbar und zeigen Dir, wer Deine fairen Produkte fertigt.

KREATIVITÄT TRIFFT AUF SOZIALE VERANTWORTUNG
Die Filzwerkstatt Shirbandi in Kathmandu
Die engagierte Nepalesin Sangita Shresta hat sich die Einkommensschaffung für Menschen mit geringer Schulbildung auf die Fahnen geschrieben. Darüber hinaus möchte sie für Frauen und Studentinnen Arbeitsplätze schaffen, die zeitlich und vom Umfang her mit der Familie bzw. dem Studium zu vereinbaren sind. Dafür machte sie sich 2004/2005 mit ihrer Werkstatt SHIRBANDI selbstständig und ist seitdem auf die Verarbeitung von Schafswolle zu handgefilzten Dekorationen - teilweise mit Handstickereien - spezialisiert. Die gesamte Produktion wird zu Kunden nach Deutschland und in die USA exportiert. CONTIGO lernte SHIRBANDI in der Gründungsphase der Werkstatt kennen und hat durch regelmäßige Bestellungen zu Wachstum, Auslastung und Professionalisierung beigetragen. Sangita Shresta setzt vor allem auf hohe Qualitätsstandards, Weiterentwicklung der Produktpalette und modernes Design. Zusammen mit CONTIGO hat sie in den vergangenen Jahrzehnten viele erfolgreiche Linien und innovative Ideen umgesetzt.
An zwei Standorten arbeiten insgesamt 54 Personen, davon überwiegend Frauen. Bei größerem Arbeitsaufkommen können weitere Beschäftigte eingestellt werden, die Erfahrung im Filzhandwerk oder Nähen haben. Sie werden im Familien- und Bekanntenkreis angeworben. Die zentrale Filzwerkstatt in Sitapaila (westlicher Außenbezirk von Kathmandu) ist für das Nassfilzen zuständig. Kardierte und gefärbte Schafswolle wird als lockeres Flies gekauft und an langen Tischen durch Walken von Hand zu Filz verdichtet. Im Nachbarhaus befinden sich auch die Büroräume der Verwaltung, Produktentwicklung, Qualitätskontrolle sowie das Materiallager. Seit 2017 verfügt das Gebäude über eine vom gemeinnützigen CONTIGO Verein finanzierte Solaranlage auf dem Dach, die es ermöglicht, das Wasser für das Filzen umweltfreundlich zu erhitzen.
Im knapp 14 km entfernten Ort Sunakothi wird mit der Nadel trocken gefilzt und alle Näh- und Stickarbeiten ausgeführt. Die Mitarbeiterinnen der kleinen Deko- und Schmuckartikel arbeiten überwiegend Teilzeit auf Stücklohnbasis, je nachdem wie es die private Situation mit der Familie zulässt. Auch Schülerinnen vom College können sich ein gutes Nebeneinkommen zum Studium dazuverdienen. Von den 22 Mitarbeiterinnen kommen 10 Frauen sehr regelmäßig. Die Koordination der Arbeiten beider Arbeitsstellen erfolgt durch Sangita Shresta, die täglich die Werkstätten besucht und die Materialien/ Rohprodukte liefert bzw. fertige Aufträge abholt.


















Fairer Handel bei SHIRBANDI
Einen offiziellen Mindestlohn in Nepal gibt es derzeit nur für Industriearbeiter. Dieser beträgt 17.300 Nepalesische Rupien (NPR) pro Monat (Stand 2023, gültig für zwei Jahre). Im (Kunst-) Handwerksbereich kursieren verschiedene Zahlen, auch je nach Region gibt es unterschiedliche Angaben, was Arbeiter/innen mindestens verdienen. Bei SHIRBANDI gibt es ein gemischtes Entlohnungssystem: Der überwiegende Teil der Frauen wird nach Stücklohn bezahlt, der gemeinsam vereinbart wird, sich nach Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad richtet und alle zwei Jahre angepasst wird. Je nach Auftragslage können Vollzeit-Filzerinnen so bis zu 23.000 NPR pro Monat verdienen.
Seit 2019 werden die monatlichen Gehälter auf Bankkonten ausgezahlt. SHIRBANDI erfüllt damit die gesetzliche Vorgabe und Sangita Shresta kümmerte sich im Vorfeld um die Eröffnung der Bankkonten für ihre Angestellten. Neben der guten Entlohnung erhalten alle zu den hohen nepalesischen Feiertagen (Dashain, Diwali, Maghe, Teej) eine Einmalzahlung als Bonus. Im Bedarfsfall, z.B. familiäre Notsituationen oder bei Krankheit, unterstützt Frau Shresta sie auch finanziell und übernimmt z.B. die Kosten für medizinische Behandlungen. Doch ihre Mitarbeiterinnen sollen nicht nur finanziell abgesichert sein, Sangita Shresta legt ebenfalls Wert auf eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Kleine Feste sollen das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken.
CONTIGOs Reiseteam konnte sich bei ihren Besuchen vor Ort von den guten Arbeitsbedingungen und der heiteren Stimmung überzeugen. Im Reisebericht heißt es: „In beiden Werkstätten ist eine sehr familiäre und fröhliche Atmosphäre spürbar. Die Frauen lachen und scherzen und sind gut aufeinander eingespielt. Wenn die Tage anstrengend sind, erzählt Frau Shresta, wird hier zwischendurch gesungen und getanzt. Wir erleben bei unseren Besuchen immer eine warmherzige und besondere Gastlichkeit, von der wir lernen können.“
Die Produktionsschritte
Das Material
Die Herstellung von handgefilzten Tischwaren, saisonalen Dekorationen und modischen Accessoires aus Schafswolle ist ein faszinierender, aber auch lang andauernder Prozess, der traditionelles Handwerk mit kreativer Gestaltung verbindet. Im Folgenden sind die Herstellungsschritte beschrieben:
1. Materialauswahl: Zum Filzen verwendet SHIRBANDI 100% reine Schafswolle aus Mulesing freier Tierhaltung. Die Wolle kann in verschiedenen Farben koloriert werden, um eine Vielzahl von Designs zu ermöglichen.
2. Vorbereitung der Wolle: Die gefärbte Wolle wird nach dem Waschen kardiert, um die Fasern zu entwirren und gleichmäßig zu verteilen. Zusätzlich werden letzte Schmutzpartikel herausgekämmt. Dieser Schritt ist wichtig, um eine gleichmäßige Filzstruktur zu gewährleisten.

Das Filzen
3. Filzen: Der eigentliche Filzprozess beginnt, indem die Wolle in Schichten übereinandergelegt wird, je nach Produkt auch um eine Schablone herum. Wasser und Seife werden hinzugefügt, um die Fasern zu aktivieren. Durch Reiben, Kneten und Rollen wird die Wolle verdichtet und verfilzt. Für ein sehr festes Filzergebnis wird zusätzlich mit einem Holzblock nachverdichtet. Dieser Prozess kann einige Zeit in Anspruch nehmen und erfordert Geschick und Geduld.
4. Formgebung und Waschen: Während des Prozesses können die Filzerinnen die Wolle in die gewünschte Form bringen, sei es für Sitzkissen, Eierwärmer oder kleinere Accessoires. Danach muss gewaschen und das Seifenwasser mit einer Trockenschleuder entfernt werden.

Die Endfertigung
5. Trocknen und Veredeln: Auf dem großzügigen Dach der Werkstatt können die fertigen Produkte in der Sonne trocknen. Anschließend werden die Accessoires in der Werkstatt in Sunakothi weiter veredelt, indem Stickereien, Applikationen oder andere dekorative Elemente eingearbeitet werden.
6. Qualitätskontrolle: Bevor die Produkte verkauft werden, durchlaufen sie eine Qualitätskontrolle, um sicherzustellen, dass sie den hohen Standards der Kunden entsprechen.
