Die ghanaische Handelsorganisation SPB Uni-Commerz Ltd. wurde 1990 von Dr.-Ing. Victor Mainoo und Dipl.-Ing. Kwame Addo Kissi mit Unterstützung der Ausgleichsbank (aus Bonn) gegründet.
Die in Deutschland ausgebildeten Ingenieure kehrten Ende der 1980er Jahre in ihre Heimat zurück. Sie waren zunächst im Bereich der technischen Beratung für Kleinproduzenten tätig und erweiterten ihren Geschäftsbereich später auf den Handel mit Import- und Exportwaren. Besonders für die einheimischen Handwerkssortimente sahen sie ein großes Potential in Europa. Ihren ausländischen Kunden boten sie neben den beliebten Graskörben traditionelles Kunsthandwerk, Geschenkartikel, Liegemöbel aus Raffiaholz und Trommeln an.
Die Unternehmensziele orientierten sich an den damaligen Herausforderungen Ghanas und sind bis heute nahezu gleich geblieben: Arbeits- und Einkommensschaffung in ländlichen Gebieten durch Erhalt der traditionellen Handwerkstechniken, um der Landflucht und Abwanderung der jungen Bevölkerung in die Großstädte entgegen zu wirken. Die Arbeitsschwerpunkte von SPB sind daher auf die Bereiche Vertrieb, Marketing und Design ausgerichtet, um größere Absatzmöglichkeiten für das Handwerk in Übersee zu schaffen.
Durch die Zusammenarbeit mit Fairtrade Importeuren in Deutschland, der Organisation „Aid to Artisans“ in Ghana, der „Gesellschaft für technische Zusammenarbeit“ (GTZ [heute GIZ], Deutschland) und dem „Centre for the Promotion of Imports from developing countries“ (CBI, Niederlande) etablierte sich SPB als Lieferant des Fairen Handels. Aktuell wird die gesamte Produktion in den Bereich des Fairen Handels exportiert.
Es ist und bleibt eine große Herausforderung für SPB, die Korbflechterinnen in der Bolgatanga-Region mit Arbeit zu versorgen. Zum einen sank das Interesse an der traditionellen Herstellung der Körbe. Zum Vergleich: In den 1990er Jahren waren noch 30 Gruppen mit insgesamt 700 Flechter/innen für SPB beschäftigt. Aktuell sind es nur noch 7 Gruppen und insgesamt 360 Flechtern/innen.
Die Abwanderung in die Großstädte (Kumasi und Accra) oder ins Ausland konnte nicht aufgehalten werden. Andere Branchen bieten bessere Verdienstmöglichkeiten. Zum anderen führten die enormen Wechselkursschwankungen (Euro – Ghanaischer Cedi) der vergangenen Jahre zu einer zunehmenden Verteuerung der Körbe, die so mit den Imitaten aus asiatischen Billiglohnländern nicht mehr mithalten konnten.
SPB versucht, durch ständige Optimierung der Qualität und farbenprächtige Flechtmuster weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.
Auch die Covid-19-Pandemie (2020-2022) wirkte sich nachhaltig auf SPB aus. So berichtete Dr. Mainoo im März 2021, dass durch die Pandemie Aufträge und damit Einkommen fehlten. Ihm sei es dennoch gelungen, für die Flechterinnen Unterstützungsleistungen zu akquirieren, nicht aber für die drei Festangestellten im Exportbüro. Über den Corona-Hilfsfonds des gemeinnützigen CONTIGO Vereins wurden wichtige Beiträge zum Lebensunterhalt für 10 Monate überwiesen.
Die traditionell geflochtenen Körbe kommen aus der Stadt Bolgatanga in der gleichnamigen Region, die im Nordosten an Burkina Faso grenzt.
Das Korbflechten ist eine saisonale Beschäftigung in der Trockenzeit. Während der Regenzeit von Juli bis Oktober wird Landwirtschaft für den Eigenbedarf betrieben. Das Korbflechten ist eine wichtige Einkommensquelle in der Trockenzeit, um die Schulbildung und Gesundheitsversorgung der Familien zu gewährleisten.
Yakubu Anambonno und seine Frau Vivan sind die Koordinatoren in Bolgatanga. Sie sind dafür zuständig, die von SPB eingehenden Bestellungen auf die Gruppen aufzuteilen und die Bereitstellung des Ausgangsmaterials sicher zu stellen. Vor Produktionsbeginn treffen sie sich mit den Anleiterinnen jeder Gruppe, um festzulegen, welche Gruppe welche Teile der Bestellung bearbeiten wird. Die Gruppen produzieren nicht ausschließlich für SPB, da eine ganzjährige Beschäftigung noch nicht möglich ist.
In der Stadt Bolgatanga wurden Räume angemietet und kleine Hütten gebaut, die einerseits als Lager dienen, aber andererseits auch als Ort zum Flechten genutzt werden. Die Lichtverhältnisse sind meist besser als zu Hause bei den Flechter/innen und der gleichzeitige Austausch mit anderen fördert das Gruppengefühl.
Nach Ablieferung der fertigen Stücke prüft der Koordinator die Qualität, zahlt die vereinbarten Stücklöhne aus und kümmert sich um den Transport ins 800 km entfernte Accra. In der ganz im Süden gelegenen Hauptstadt Ghanas ist das Büro und Exportlager von SPB mit drei Festangestellten untergebracht.
Die Zusammenarbeit zwischen SPB und den Handwerksgruppen basiert auf Langfristigkeit und gegenseitigem Nutzen: SPB zahlt überdurchschnittliche Marktpreise für die Korbwaren, die sofort bar ausgezahlt werden. In Notfallsituationen werden zinslose Kredite für Schulkosten und Arztrechnungen angeboten.
Das Flechten vom heimischen Elefantengras, das überwiegend als Deckmaterial für die Dächer der traditionellen Lehmrundhütten oder als einfacher Handfeger zum Einsatz kommt, ist ein althergebrachtes Handwerk in dieser Gegend. Allerdings wurden ursprünglich keine Körbe geflochten sondern Siebe, mit denen das traditionelle Hirsebier Pito nach dem Gären abgeseiht wird. Versieht man diese Siebe mit Tragehenkeln, wird ein europäischer Marktkorb daraus.
Das Ausgangsmaterial Elefantengras (auch Napiergras genannt) kommt zwar fast überall auf dem afrikanischen Kontinent vor, allerdings gedeiht es aufgrund seines hohen Wasserbedarfs besser in den südlicheren Regionen Ghanas als an seinem Verarbeitungsort. Daher wird es auf dem Markt der Regionalhauptstadt der Ashanti Region, in Kumasi, eingekauft.
Die Halme des Elefantengrases wachsen bis zu dreieinhalb Meter hoch. Es wird im trockenen Zustand geschnitten und ist so sehr unflexibel. Um daraus ein biegsames und zum Flechten geeignetes Material zu machen, wird folgendes gemacht: Jeder Halm wird mit den Zähnen an der Spitze längs gespalten und dann bis kurz vor dem Ende auseinandergezogen. Auf der Gummisohle eines Flipflops werden diese beiden Halmhälften miteinander verzwirbelt. Nun ist das Gras biegsam. Damit es so fest geflochten werden kann, wie für die Körbe nötig, muss es aber noch zusätzlich in Wasser eingeweicht werden.
Falls das Gras nicht in seiner Naturfarbe verwendet werden soll, folgt anschließend das Färben mit Textilfarben in einem Aluminium-Kessel. Je nach Farbe dauert es 10 bis 30 Minuten bis die gewünschte Intensität erreicht ist.
Durch eine spezielle Flechttechnik mit einem zugrundeliegenden Kreuz aus starken Halmen erhalten die Körbe ihre große Festigkeit und enorme Elastizität. Der Henkel wird zur Stabilisierung mit einem Nylonfaden zusammengebunden und mit einem Griff aus pflanzlich gegerbtem Ziegenleder umfasst. An einem Bolgakorb flechtet eine erfahrene Handwerkerin ca. 2 Tage.
CONTIGOs Einkäuferin Constanze Wolff hat SPB im Juli 2019 besucht. Die Handwerkerinnen haben ihr jeden Produktionsschritt gezeigt. Besprochen wurden auch Herausforderungen (z.B. drohende Rohstoffknappheit) und Verbesserungspotenziale: Um schneller und mehr Grashalme zu färben, hat der CONTIGO e.V. die Anschaffung größerer Färbetöpfe mitfinanziert, was eine wesentliche Arbeitserleichterung für die Flechterinnen darstellt.
CONTIGO importiert seit über 20 Jahren Bolgakörbe von SPB in verschiedenen Größen und Designs.
Bei den Rohmaterialien der Einkaufskörbe handelt es sich um Savannengras. Zunächst wird das Gras eingeweicht, um es geschmeidig zu machen. Nach der anschließenden Färbung und Trocknung werden die Halme gespalten und gerollt. Durch eine spezielle Flechttechnik mit einem zugrundeliegenden Kreuz aus starken Halmen erhalten die Körbe ihre große Festigkeit und enorme Elastizität.
Der Henkel wird zur Stabilisierung mit einem Nylonfaden zusammengebunden und mit einem Griff aus pflanzlich gegerbtem Ziegenleder umfasst. Für den Transport werden die Körbe ineinander gesteckt und flach gedrückt.
In Europa angekommen, sollten die Körbe nass gemacht (Blumenspritze, Dusche) werden, dann wird das Naturmaterial geschmeidig und gut formbar. Die Korbsets lassen sich leicht auseinander nehmen. Die Körbe sind absolute handgemachte Unikate, die nicht auf Formen geflochten werden, sondern frei Hand.
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