Unser Handelspartner SHIRBANDI ist seit 2005 auf die Filzproduktion und die Verarbeitung zu fertigen Produkten mit Handstickereien spezialisiert. Die gesamte Produktion wird nach Deutschland und in die USA exportiert.
Die engagierte Gründerin Sangita Shresta hat sich die Einkommensschaffung für Menschen mit geringer Schulbildung auf die Fahnen geschrieben. Auch möchte sie Arbeitsplätze für Frauen und Studentinnen schaffen, die mit Familie bzw. Studium zu vereinbaren sind. Dabei setzt sie vor allem auf hohe Qualitätsstandards, Weiterentwicklung der Produktpalette und modernes Design. Zusammen mit CONTIGO hat sie in den vergangenen Jahren viele erfolgreiche Linien und innovative Ideen umgesetzt.
An zwei Standorten arbeiten insgesamt 60 Personen, davon überwiegend Frauen. Bei größerem Arbeitsaufkommen werden weitere Frauen eingestellt, die Erfahrung im Filzhandwerk oder Nähen haben. Sie werden im Familien- und Bekanntenkreis angeworben.
Die zentrale Filzwerkstatt in Sitapaila (westlicher Außenbezirk von Kathmandu) ist für das Nassfilzen zuständig. Kardierte und gefärbte Schafswolle wird als lockeres Flies gekauft und durch Walken von Hand zu Filz verdichtet. Bis 2015 war die Produktion im privaten Wohnhaus der Familie Shresta untergebracht. Dort finden sich auch heute noch Verwaltung, Produktentwicklung, Qualitätskontrolle und Materiallager. Auf dem Nachbargrundstück entstand nach dem Erdbeben im April 2015 ein Flachbau, in dem heute an langen Tischen gefilzt wird. Seit 2017 verfügt die Werkstatt über eine vom gemeinnützigen CONTIGO Verein finanzierte Solaranlage auf dem Dach, die es ermöglicht, das Wasser für das Filzen umweltfreundlich zu erhitzen.
Im knapp 14 km entfernten Ort Sunakothi wird mit der Nadel trocken gefilzt und alle Näh- und Stickarbeiten ausgeführt. Hier entstehen kleine Deko- und Schmuckartikel. Die Mitarbeiterinnen arbeiten überwiegend Teilzeit auf Stücklohnbasis, je nachdem wie es die private Situation mit der Familie zulässt. Auch Schülerinnen vom College können sich ein gutes Nebeneinkommen zum Studium dazuverdienen. Von den 25 Mitarbeiterinnen kommen 10 Frauen sehr regelmäßig.
Die Koordination der Arbeiten beider Arbeitsstellen erfolgt durch Sangita Shresta, die täglich die Werkstätten besucht und die Materialien/ Rohprodukte liefert bzw. fertige Aufträge abholt.
CONTIGOs nepalesische Handelspartner GAUTAM (Silberschmuck), SHIRBANDI (Filzwaren) und DHAKHWA (Papier) durchlebten mehrere Phasen des Lockdowns in Kathmandu und Umgebung. Im Frühjahr 2020 gab es strikte Ausgangsbeschränkungen und die Grenzen zu Indien wurden geschlossen. Viele Menschen verließen die Stadt und zogen zu ihren Familien auf die Dörfer. Dort fühlten sie sich sicherer. Der innerstädtische Verkehr wurde lahm gelegt und Materialien und Waren konnten nicht mehr transportiert werden. Die Regierung verlängerte die Beschränkungen wochenweise, ein geregeltes Arbeiten war bis in den Juni hinein nicht mehr möglich.
Große finanzielle Sorgen kamen hinzu: Viele Nepalesen arbeiten im Ausland. Sie verloren durch Corona ihre Jobs und konnten nichts mehr in ihre Heimat überweisen. Auch die Beschäftigung im Tourismus, für Nepal einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren, war komplett zusammengebrochen.
Bis Mitte 2021 ging Nepal durch drei strikte Lockdowns, so dass kaum ein normales Arbeiten möglich war. SHIRBANDI und DHAKWHA erhielten von CONTIGO vorgezogene Bestellungen und konnten die meisten Arbeitsschritte in Heimarbeit organisieren. Ein Großteil der Beschäftigten konnte jedoch nicht in die Stadt zurückkehren, was die Arbeit der Werkstätten erheblich erschwerte.
Zum Filzen verwendet Shirbandi 100% reine Schafswolle aus Mulesing freier Tierhaltung. Mulesing kommt bei der Zucht von Merinoschafen zum Einsatz. Die umstrittene Praktik ist besonders in Australien verbreitet. Bei diesem Verfahren wird den Tieren ohne Betäubung im Bereich des Schwanzes ein Stück Haut entfernt, um einen Befall mit Fliegenmaden zu verhindern.
Die Wolle wird von den Kardier- und Färbebetrieben in der Stadt vorbereitet. Das Kardieren nach dem Waschen dient dem Herauskämmen aller Schmutzstoffe und dem Auflockern der Wollfasern.
Lage für Lage werden Streifen von Wolle aufeinandergelegt, je nach Produkt auch um eine Schablone herum. Mithilfe einer Arbeitsmatte und mit Seife und Wasser wird so lange von Hand gerollt und gewirkt, bis die Wollfasern sich verdichten. Für ein sehr festes Filzergebnis wird zusätzlich mit einem Holzblock nachverdichtet.
Danach muss gewaschen und das Seifenwasser mit einer Trockenschleuder entfernt werden. Das Wechselspiel zwischen Filzen, Waschen und Schleudern kann bis zu 7mal wiederholt werden. Nach dem letzten Waschgang werden die Filzprodukte in die richtige Form gebracht und auf dem Dach der Werkstatt in der Sonne getrocknet.
Erst im letzen Schritt erfolgt das Einnadeln von Designs oder das Verzieren mit Bestickungen.
Einen offiziellen Mindestlohn in Nepal gibt es derzeit nur für Industriearbeiter. Dieser beträgt 15.000 Nepalesische Rupien (NPR) pro Monat (Stand 2022). Im Kunsthandwerksbereich kursieren verschiedene Zahlen, auch je nach Region gibt es unterschiedliche Angaben, was Arbeiter und Arbeiterinnen mindestens verdienen. Bei SHIRBANDI gibt es ein gemischtes Entlohnungssystem: Der überwiegende Teil der Frauen wird nach Stücklohn bezahlt, der gemeinsam vereinbart wird, sich nach Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad richtet und alle zwei Jahre angepasst wird. Je nach Auftragslage können Vollzeit-Filzerinnen so bis zu 17.000 NPR pro Monat verdienen.
Seit 2019 werden die monatlichen Gehälter auf Bankkonten ausgezahlt. SHIRBANDI erfüllt damit die gesetzliche Vorgabe, die zum Januar verpflichtend eingeführt wurde. Sangita Shresta kümmerte sich im Vorfeld um die Eröffnung der Bankkonten für ihre Angestellten.
Neben der guten Entlohnung erhalten alle zu den hohen nepalesischen Feiertagen (Dashain, Diwali, Maghe, Teej) eine Einmalzahlung als Bonus. Im Bedarfsfall, z.B. familiäre Notsituationen oder bei Krankheit, unterstützt Frau Shresta sie auch finanziell und übernimmt z.B. die Kosten für medizinische Behandlungen. Doch ihre Mitarbeiterinnen sollen nicht nur finanziell abgesichert sein, Sangita Shresta legt ebenfalls Wert auf eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Zur Stärkung des Zusammenhalts wird zweimal jährlich ein Picknick oder ein Ausflug mit allen Beschäftigten unternommen.
CONTIGOs letzter Besuch war im März 2018. Hier ein persönlicher Eindruck von Monika Herbst: „In beiden Werkstätten ist eine sehr familiäre und fröhliche Atmosphäre spürbar. Die Frauen lachen und scherzen und sind gut aufeinander eingespielt. Wenn die Tage anstrengend sind, erzählt Frau Shresta, wird hier zwischendurch gesungen und getanzt. Wir erleben bei unseren Besuchen immer eine warmherzige und besondere Gastlichkeit, von der wir lernen können.“
Filz ist ein sehr flexibles und robustes Material, sodass kaum Knitter entstehen. Filz ist vor allem schmutz- und feuchtigkeitsabweisend.
Von Shirbandi beziehen wir: