Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer viel braucht. Peter Rosegger

Zur Lage unserer Partner unter CoronaStand 10/2020

Seit März 2020 ist die Welt im Ausnahmemodus. Die Pandemie macht deutlich, wie umfassend die globale Vernetzung ist. Dennoch verstellen die wachsenden Infektionszahlen und Beschränkungen im eigenen Land oft den Blick auf die Länder des Globalen Südens. Wie bewältigen sie die Herausforderungen der Corona-Krise? Nationale Rettungspakete stehen oft nicht zur Verfügung oder kommen nur langsam ins Rollen. Unsere Handelspartner in Übersee berichten von tiefen Einschnitten und solidarischer Selbsthilfe (Corona-Ticker).

Support

Wir sind jetzt gefragt

Wir sind jetzt als zuverlässige Partner für die gemeinsame Zukunft gefragt. CONTIGO steht in der Krise zu seinen Handelspartnern. Die kleinen und mittleren Betriebe im Handwerkssektor haben selten Rücklagen oder Zugang zu günstigen Darlehen. Wir geben ihnen ein Stück Sicherheit durch partnerschaftliches Miteinander:

    • Alle vor der Pandemie erteilten Aufträge bleiben unverändert bestehen.
    • Es werden weiterhin zinslose Anzahlungen bis 50% des Bestellwerts geleistet.
    • Lieferverzögerungen werden ohne Abschläge akzeptiert.
    • Bei Bedarf werden Restzahlungen vor Abgang der Waren ausgeglichen.
    • Nachbestellungen werden frühzeitig aufgegeben, damit die Werkstätten langfristig planen können.
    • Kommunikation mit und über unsere Partner: Hersteller und Kunden informieren wir laufend über die Lage bei uns und in Übersee. So werben wir um Verständnis für die besonderen Herausforderungen in dieser Zeit.

CONTIGO Coronafonds

Über den CONTIGO Coronafonds konnten erste Notlagen gemildert werden. Auch weiterhin können Mittel aus dem Coronafonds von unseren Partnern beantragt werden.

Erfahren Sie hier, wie Sie unterstützen können.

afrika

Unsere Handelspartner in Afrika

Afrika wurde am Anfang der Pandemie die höchsten Todeszahlen prognostiziert. Im Oktober zeigt sich, dass der Kontinent deutlich weniger schwere Verläufe als erwartet aufweist. Gesundheitlich sind unsere Partner gut durch die Krise gekommen. Die wirtschaftlichen Folgen sind jedoch noch nicht überschaubar. Die Auswirkungen der Pandemie zeigen sich am dramatischsten in den Ländern, die in hohem Maße vom internationalen Tourismus abhängig sind.

ÄGYPTEN

Die Gründerin Nevine Sobhi von ALMEERATH berichtet von Arbeitslosigkeit in Folge der Pandemie. Die Ehemänner ihrer Beschäftigten und Heimarbeiterinnen sind betroffen. Die Frauen bringen jetzt alleine das Geld ins Haus. Mit ihren Glas- und Perlendekorationen ist die Werkstatt stark vom Saisongeschäft abhängig. Ausbleibende Bestellungen machen ALMEERATH Sorge. Aus dem Contigo Coronafonds konnten wir für einige Familien Soforthilfe leisten (750€).

Auch bei GLASS STYLE in Kairo ruhte der Betrieb, fertige Ware konnte nicht ins Ausland ausgeliefert werden, die Geschäfte im Inland waren geschlossen. GLASS STYLE besann sich auf die eigene Kreativität. Mit Innovationen im Sortiment und der Eröffnung eines kleinen Geschäfts in einem renommierten Einkaufszentrum von Kairo (Oktober) begegnet GLASS STYLE der Krise.

 

KENIA

Unser Handelspartner AFRIKIKO hatte mit Auftragsstornierungen und Preisabschlägen von Großkunden zu kämpfen. Mit reduzierter Arbeitszeit und Einsatz privater Mittel der Gründer konnte der Betrieb in Tabaka (Kisii) aufrecht erhalten werden. Alle Mitarbeiter wurden weiter bezahlt.

ASANGO in Nairobi berichtete von gravierenden Folgen der Pandemie. Viele Menschen verloren ihre Arbeit oder mussten Lohneinbußen bis 50% hinnehmen. In Folge eines vermehrten Zuzugs in die Slums der Stadt, schossen dort die Mieten in die Höhe. ASANGO unterstützte seine Schnitzer in den Dörfern finanziell.

SANSIBAR

Unser Upycyling Handelspartner CHAKO stand vor riesigen Problemen. Kein Tourismus auf der Insel hieß kein Einkommen für viele Mitarbeiterfamilien, deren Angehörige im Hotel- und Gastronomiegewerbe tätig waren. Außerdem kein Rohmaterial (Weinflaschen) für die Produktion, keine staatliche Unterstützung, keine Rücklagen. Die lange Zeit von März bis August konnte nur durch Spendengelder überbrückt werden (CONTIGO Coronafonds: 5.760€).

 

SÜDAFRIKA

Monatelanger Stillstand durch den Lockdown, ausbleibende Bestellungen von Boutiquen und Ressorts, kosteten unserem Partner KAPULA 60% der üblichen Aufträge. Staatliche Mittel aus den Covid 19 Programmen flossen mit erheblicher Verspätung. Ende Mai konnte es mit 30 Mitarbeitern weitergehen, Stand Oktober sind es 75, die wieder beschäftigt werden können. Der Markt in Südafrika ist immer noch am Boden, CONTIGO ist als einziger Abnehmer der bunten Keramik geblieben.

ALLWOWENRECYCLING, ebenfalls in hohem Maße vom Inlandsmarkt abhängig, wird den Betrieb von November 2020 bis Februar 2021 schließen. Die ersten Monate konnten noch mit privaten Mitteln der Gründerin überbrückt werden, diese sind erschöpft, Lynn hat ihre Mitarbeiterinnen aber rechtzeitig auf Heimarbeit und Nebenerwerb vorbereitet. Dazu gehört auch das Nähen von Masken für den lokalen Bedarf.

Ausführliche Infos zu unseren Handelspartnern finden Sie in unserer Fairtrade Dokumentation: lieferketten.contigo.de

Lateinamerika

Unsere Handelspartner in Lateinamerika

Im Gegensatz zu Afrika hat sich Lateinamerika zum Epizentrum der Pandemie entwickelt. Trauriger Spitzenreiter unter den Ländern ist Peru mit der höchsten Todesrate im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Unsere Handelspartner sind mit ihren COVID Strategien glimpflich durch die Krise gekommen. Nun beginnt eine vorsichtige Rückkehr zur Normalität.

PERU

Das Team und die eng kooperierenden Werkstätten von ALLPA waren gesundheitlich nicht betroffen. Todesfälle gab es unter Freunden und Verwandten. Das Wegbrechen der Aufträge von internationalen Kunden zwang jedoch zu einer schrittweisen Reduzierung der Belegschaft und der Gehälter. Ein Sicherheitskonzept für das eigene Büro und die externen Werkstätten wurde entwickelt und Unterstützungsmaßnahmen für ausgewählte Produzenten. Jetzt im Oktober kann wieder mit 70% des Teams gearbeitet werden, die meisten Werkstätten haben wieder Arbeit. Neu ist, dass einige von ihnen nur noch mit Verwandten arbeiten wollen, aus Sorge sich zu infizieren.

 

KOLUMBIEN

In Kolumbien wurde von der Regierung der Ausnahmezustand von März bis November ausgerufen. Die landesweite Quarantäne traf unseren Handelspartner SAPIA besonders hart. Betriebsschließung, unterbrochene Lieferketten, Materialengpässe, Heimarbeitswerkstätten konnten nicht arbeiten. Bei SAPIA gab es keine Einkünfte, alle Mitarbeiter mussten mit einem einmaligen Überbrückungsgeld für einige Wochen nach Hause geschickt werden. Nach einem knappen halben Jahr Quarantäne sind die wirtschaftlichen Folgen beträchtlich. Keine Einkünfte auf dem Inlandsmarkt und hohe Einbußen im Export. Mit reduziertem Team konnte ab September wieder gearbeitet werden.

CHILE

Für Marcela Cofre von CALYPSO überschatteten politische Themen die COVID 19 Pandemie. Die blutigen Proteste gegen Korruption, soziale Ungleichheit und der Kampf um eine neue Verfassung bestimmten das Leben in der Hauptstadt. Die Pandemie verschärfte den sozialen Notstand. Die kleine Werkstatt von Marcela konnte von zu Hause aus weiter arbeiten.

 

EL SALVADOR

Im März traf der Lockdown EXPORSAL in der Hauptproduktionszeit für Hängematten. Aufträge gingen verloren oder wurden verschoben. Durch den Lockdown musste die Kooperation mit den Handwerkern in den Dörfern neu organisiert werden. Sie konnten unter Einschränkungen weiterarbeiten, Transporte von Materialien und fertiger Ware wurden auf sichere Taxiunternehmen umgestellt. Ein Hygienekonzept für alle Handwerksbetriebe wurde erarbeitet, zusätzlich erhielten sie Zuschüsse für Lebensmittel und Hygieneartikel.

Ausführliche Infos zu unseren Handelspartnern finden Sie in unserer Fairtrade Dokumentation: lieferketten.contigo.de

Asien

Unsere Handelspartner in Asien

Ein Großteil unserer Partnerwerkstätten liegt in Indien, Nepal, Thailand, Vietnam und den Philippinen. Die Länder begegnen der Pandemie mit ganz unterschiedlichen Strategien. Während in Indien trotz steigender Infektionen zunehmende Lockerungen eingeführt werden, gibt es immer noch strikte Einschränkungen auf den Philippinen. Indien und Vietnam mussten zusätzlich schwere Naturkatastrophen verkraften (Zyklon Amphan (Mai) in Westbengalen, Indien / Unwetter und Überschwemmungen (Oktober) in Zentralvietnam.

INDIEN

Dramatische Bilder erreichten uns in den ersten Wochen des Lockdowns aus Indien. Nach dem Herunterfahren aller Betriebe und des öffentlichen Lebens machten sich Zigtausende Menschen aus den Städten zu Fuß auf den Weg in ihre Heimatdörfer. Unser Handelspartner SEET KAMAL reagierte mit dem Einrichten einer kostenlosen Suppenküche für die in der Stadt Jaipur gestrandeten Wanderarbeiter. Unser Hersteller für Papierdekorationen konnte seine Belegschaft halten und weiter ihre Gehälter bezahlen. Die Wiederaufnahme des Betriebs unter strengen Hygienemaßnahmen läuft bis heute vorbildlich.

Auch unser Handelspartner MANJEEN reagierte auf den Lockdown mit unmittelbaren Hilfsangeboten für die angeschlossenen Produzentengruppen, Lebensmittelpakete und Medikamente wurden verteilt. Aus unserem CONTIGO Coronafonds konnten wir für diese Soforthilfen in Höhe von 1.250€ bereitstellen.

Auch unserem Lederproduzenten SANTIR SILPA bei Kalkutta konnten wir 1.200€ für unmittelbare Nachbarschaftshilfe in seinem Viertel zur Verfügung stellen. Alle unsere indischen Handelspartner mussten Strategien finden, ihre Produzentengruppen während der Krise bestmöglich zu unterstützen.

Während des totalen Lockdowns im März/ April schreibt Kousic von ARTISAN WELL, dass mehr Menschen an Hunger sterben werden, als an dem Virus. Auch nach den ersten Lockerungen im Juni war kein regelmäßiger Betrieb möglich: Kein öffentlicher Nahverkehr, Mitarbeiter konnten nicht zur Arbeit kommen, keine Transportmöglichkeiten zu ausgelagerten Werkstätten, Materialengpässe.

Unser Lederproduzent FEATHER TOUCH in Kalkutta richtete Unterkünfte in seinem Produktionsgebäude ein und sorgte für kostenlose Mahlzeiten. Die langen Monate des Lockdown haben die Werkstätten weit zurück geworfen, Bestellungen konnten nicht bearbeitet werden, fertige Ware das Land nicht verlassen. Das ganze Ausmaß der Verluste wird sich erst im Jahr 2021 zeigen.

THAILAND

Das Land ist von Covid 19 weniger betroffen als andere Staaten in Asien. Das Ausbleiben der Touristen spürten jedoch auch die Werkstätten NOOK NOOK und VEVA in Chiangmai. Die Verkäufe auf dem heimischen Markt blieben aus. Während der ersten Monate des Lockdown nähte NOOK NOOK Atemschutzmasken und Schutzanzüge für örtliche Krankenhäuser. Einige Frauen konnten noch in Heimarbeit beschäftigt werden. Alleinerziehende Mütter unter den Mitarbeiterinnen konnten wir mit 1000€ Soforthilfe aus dem Coronafonds unterstützen.

 

NEPAL

Unsere Handelspartner GAUTAM (Silberschmuck), SHIRBANDI (Filzwaren) und DHAKHWA ( Papier) durchlebten mehrere Phasen des Lockdown in Kathmandu und Umgebung. Strikte Ausgangsbeschränkungen im März / April und das Schließen der Grenze zu Indien blockierten das Versenden fertiger Ware. Viele Handwerker verließen die Stadt und zogen zu ihren Familien auf die Dörfer. Dort fühlten sie sich sicherer. Der innerstädtische Verkehr war lahm gelegt und Materialien und Waren konnten nicht mehr transportiert werden. Die Regierung verlängerte die Beschränkungen wochenweise, ein geregeltes Arbeiten war bis in den Juni hinein nicht mehr möglich.

Aus dem Coronafonds konnten wir die Mitarbeiterinnen bei DHAKHWA mit 2.000€ als Hilfe zum Lebensunterhalt unterstützen. Auch im August kam es wieder zu Einschränkungen und mit den steigenden Fallzahlen ist auch im Oktober wieder mit Schließungen zu rechnen. SHIRBANDI und DHAKWHA erhielten von CONTIGO vorgezogene Bestellungen für 2021 und konnten die meisten Arbeitsschritte in Heimarbeit organisieren. Ein Großteil der Mitarbeiter ist jedoch noch nicht in die Stadt zurückgekehrt, was die Arbeit der Werkstätten erheblich erschwert.

Ausführliche Infos zu unseren Handelspartnern finden Sie in unserer Fairtrade Dokumentation: lieferketten.contigo.de

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