Von Monika Herbst, Gründerin und Führungsfrau bei CONTIGO
Angefangen hat die Tradition des Weltfrauentags am 19. März 1911. Damals, unter dem maßgeblichen Einfluss Clara Zetkins und W.I. Lenins, wurde dieser Tag als Kampftag der Frauen ins Leben gerufen.
Heute ist der Internationale Frauentag in 27 Ländern ein nationaler Feiertag (nicht in Deutschland). Darunter sind bis zum heutigen Tag mehrheitlich Länder mit sozialdemokratischen und sozialistischen Traditionen.
In diesen Ländern hatte sich sehr viel für die Gleich- oder Besserstellung von Frauen getan. Deswegen wird z.B. in Russland der Frauentag nicht mehr als Kampftag gegen eine patriarchalische Männergesellschaft, sondern für die Frauen eher als Feiertag mit Veranstaltungen, Glückwünschen, Geschenken und Blumen begangen.
In anderen Ländern der Erde hat sich zwar auch schon einiges getan, aber Gleichberechtigung, gleiche Ausbildungschancen und gleiche Bezahlung sind immer noch in weiter Ferne. Viele Länder stehen noch ganz am Anfang. Es bewegt sich kaum etwas.
Beim Fairen Handel sind wir Frauen schon viel weiter.
Frauenpower im Fairen Handel
Frauen fördern Frauen. Sie bieten in ihren Unternehmen sichere Arbeitsplätze und kontinuierliche Beschäftigung, überwiegend für Frauen. Die gute Bezahlung, soziale Absicherung und interne Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen eine verlässliche Zukunftsperspektive.
Wir bei CONTIGO haben davon schon sehr viel umgesetzt. Unsere gesamte Frauenquote liegt bei 85%. Wenn wir nur unsere Zentrale betrachten, sind wir mit allen unseren Lager- und IT-Männern immerhin bei 46%, auf allen Ebenen.
Auch in Übersee, bei unseren Partnern, sind Frauen als engagierte Persönlichkeiten mit Herz und Hand dabei. Sie kennen es, Eigenes gegen Widerstände auf die Beine zu stellen. Sie kennen die Nöte ihrer Mitarbeiterinnen im Spagat zwischen Familie und Beruf. Sie sind zugewandte Chefinnen und Kämpferinnen, zugleich klar, zielstrebig und praktisch. Ehrgeizig ja, aber ohne Eitelkeit, und wenn mal was schief geht – dann finden sie gemeinsame Lösungen. Und Frauen haben ein gutes Auge und Sinn für Details.
Im Fairen Handel arbeiten wir explizit mit Frauen in Ländern zusammen, in denen dies noch immer nicht selbstverständlich ist. Dafür engagieren sich auch unsere Handelspartnerinnen vor Ort, wie z.B. Judith Lorna Ypil in den Philippinen, Hoai Nguyen in Vietnam, Ana Rosa Ariza in Kolumbien oder die Schwestern Ying und Saipin Vanichemongkol in Thailand….
Auch Namrata Dhakhwa, Geschäftsführerin des Familienbetriebs Dhakwha (Loktapapier aus Nepal) fasst ihr Engagement so zusammen:
„Wir, die Familie Dhakhwa, bieten Frauen eine Beschäftigung in der männerdominierten nepalesischen Kultur. Wir beschäftigen Frauen in der Herstellung unserer Papiere, denn wir sehen, dass diese Stärkung ihnen in vielen Bereichen hilft. Es ermutigt sie, ihre Meinung zu sagen und gibt ihnen Selbstbewusstsein. Wenn sie zur Arbeit kommen, wird gelacht und sich über Probleme ausgetauscht, zusammen als Team. Manche sagen, es geht ihnen nicht nur darum, eigenes Geld zu verdienen, sondern vielmehr um den Frieden, den sie bei uns erleben.“
In Githorni, einem „urban village“ im Außenbereich der indischen Hauptstadt Delhi beschäftigt Shaina Jarg 300 Frauen in der Herstellung von Schmuck aus alten Saristoffen. Ihr sind alle Frauen des Viertels willkommen, nicht Alter oder Geschicklichkeit zählen, sondern das Engagement für das Fortkommen der Familien. Es werden nur Frauen aufgenommen, deren Kinder nachweislich die Schule besuchen. Die Frauen finden sich in kleinen Gruppen in der Nachbarschaft zusammen, arbeiten gemeinsam, lachen, klatschen und tratschen und legen einen guten Teil ihres Einkommens für eigene Pläne zur Seite. Shaina Jarg ermahnt uns bei unserem letzten Besuch. „Erzählt den Leuten in Deutschland nicht, wie arm und bemitleidenswert wir Frauen sind, sondern berichtet von unserer Kraft und Stärke, wie wir unsere alltäglichen Herausforderungen meistern und für unsere Kinder eintreten.“
Gemeinsam bringen wir die bunte Welt des Fairen Handels voran!